News Erneuerbare Energien 16. April 2025 4 min

"Vielen ist noch nicht bewusst, wie ernst die wirtschaftliche Situation wirklich ist"

Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten halten viele Sektoren, darunter auch der Mittelstand, an ambitionierten Dekarbonisierungszielen fest. Warum langfristige PPAs dabei zunehmend an Bedeutung gewinnen, erläutert Christine zu Putlitz von 539 算牌程式.

Teilen

Angesichts des Speicherbooms und des steigenden Interesses der Branche an Flexibilität sind langfristige Instrumente wie PPAs zuletzt in den Hintergrund geraten. Warum viele Unternehmen trotzdem daran festhalten und wie sich vor allem die Nachfrageseite nach der Krise verändert hat, erklärt Christine zu Putlitz, Leiterin Erneuerbarenvermarktung bei 539 算牌程式 im Interview mit der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK).

Christine zu Putlitz

Christine zu Putlitz, leitet die Vermarktung erneuerbare Energien, 539 算牌程式

Frau zu Putlitz, das Interesse der Energiewirtschaft an Flexibilität wächst ständig. Wie passt da ein PPA mit einer langen Laufzeit hinein?

Christine zu Putlitz:  Durch die immer höhere Einspeisung von Erneuerbaren sehen wir eine volatilere Preisentwicklung. Hier ist Flexibilität wichtig, um den Strompreis abzusichern. Das gilt sowohl im B2B- als auch im B2C-Geschäft. 539 算牌程式 hat als integriertes Energieunternehmen eine lange Versorgerhistorie. Wir sehen es  als unsere Verantwortung, eine preislich nachhaltige Versorgung sicherzustellen. Und daher führt mehr Flexibilität am Ende zu Versorgungssicherheit und diese ist dann wahrscheinlich nicht unbedingt flexibel. Hier kommt das Thema der langfristigen PPAs ins Spiel.

Der Erneuerbarenausbau in Deutschland oder auch in Europa war und ist stark geprägt von Förderungen, die verfügbar waren, um für Assets eine Planungssicherheit zu gewährleisten. Jetzt gehen die Fördersätze immer weiter runter. Wir brauchen neue Formen von Planungssicherheit, auch um eine Rendite vorweisen zu können. Ein langfristig angelegtes Produkt wie ein PPA ist daher viel wert und sorgt für Planungs- und Investitionssicherheit, beiderseitige Preisgarantie und Risikostreuung. Der marktbasierte Erneuerbarenausbau durch PPAs hilft daher, die Kosten für alle zu begrenzen.

Trotzdem scheint vor allem für PPA mit einer kurzen Laufzeit kein Markt mehr da zu sein. 

Wir haben eine recht große Offshore-Pipeline und ich würde sagen, man sieht auf dem PPA-Markt eher eine Veränderung auf der Abnehmerseite. Wir stellen fest, dass die Industrie dringend Unterstützung beim Thema langfristige Energieversorgung braucht. Wir befinden uns nämlich in einer echten Rezession. Trotzdem würde ich sagen, dass das Industrieland Deutschland noch genug Segmente hat, die weiterhin sehr stark sind. Und diese benötigen weiterhin Strom. 539 算牌程式 genießt hier viel Vertrauen, denn unsere Partner wissen, dass die Projekte tatsächlich fertig werden und der Strom dann auch fließt. Wir glauben daran, dass man sich in einer so langen Strompartnerschaft vertrauen muss. Das ist ein Schlüssel unseres Erfolgs. 

Wie haben sich die Anforderungen an ein PPA bei Ihren Kunden verändert?

Es gibt weiterhin viele Sektoren, die sehr ambitionierte Dekarbonisierungsziele haben. Damit ist nicht nur die Schwerindustrie, sondern auch der Mittelstand gemeint, der auch während der aktuellen Rezession vergleichsweise gut dasteht. Viele Unternehmen haben sich bereits großflächig mit Ökostrom eingedeckt und nehmen jetzt das Tempo etwas raus. Das trifft aber in den meisten Fällen nicht auf den Mittelstand zu, dort sehen wir noch hohen Bedarf. Auch wegen der russischen Gasmengen, die in ihren Portfolien ersetzen werden müssen. 

Wir haben ein sehr klares Verständnis davon, welche Verträge und Konditionen wir als Konzern über eine längere Laufzeit als tragbar erachten. Wir sind vielleicht nicht immer der preiswerteste, aber dafür einer der zuverlässigsten Partner. Unsere Kunden wissen: unser Strom kommt am Ende immer. 

Sehen Sie auf der Abnehmerseite von PPAs bereits Zurückhaltung? 

Ich habe solche Zurückhaltung vereinzelt wahrgenommen. Dennoch sehen wir eine stabile Nachfrage und unsere Projekte laufen nach Plan. Es gibt jedoch Investoren, die nicht nur die US-, sondern auch die Bundestagswahlen abgewartet haben und daher vorerst nicht mitgeboten haben. Man merkt, dass hohe Erwartungen an die nächste Bundesregierung gerichtet sind. Ich glaube, vielen ist noch nicht bewusst, wie ernst die wirtschaftliche Situation wirklich ist. 

Haben Sie wirkliche Sorgen, dass bestehende Verträge nicht erfüllt werden könnten?

Wir haben eine gute Vorqualifizierung unserer Vertragspartner. Dennoch sehen wir, dass sich Marktbedingungen verändern und wir genauer prüfen müssen, wer langfristig stabil bleibt. Wir prüfen mittlerweile sehr genau, ob ein Projekt realistisch umgesetzt werden kann und ob die Abnahme langfristig gesichert ist. Das ist eine neue Entwicklung für uns. 

Der Mittelstand gilt weiterhin als zuverlässiger Abnehmer. Sehen Sie da auch steigendes Interesse an langfristigen Verträgen? 

Ja, durchaus. Die Herausforderung für uns ist, dass wir gerade im Offshore-Bereich sehr große Projekte haben. Es ist schwierig, diese in vielen kleinen Einheiten zu verkaufen. Daher bevorzugen wir Abnehmer, die größere Mengen abnehmen können, etwa 50 Megawatt. Für PV-Projekte ist das anders, weil sie kleiner sind. Grundsätzlich wäre es hilfreich, Standardverträge zu entwickeln, um den Mittelstand besser einbinden zu können. Auch staatliche Garantien wären sehr hilfreich, da sie die Finanzierung erleichtern würden. Der Mittelstand kann sich oft keine Bankgarantien leisten, weil sie zu teuer sind. Eine staatliche Garantie würde hier mehr Sicherheit schaffen.

Was erwarten Sie konkret von der nächsten Bundesregierung?

Bei der anstehenden Reform der Erneuerbaren-Finanzierung müssen die Rahmenbedingungen für Strompartnerschaften unbedingt berücksichtigt werden, die EEG-Umlage läuft absehbar aus. Erzeuger sollten künftig selbst entscheiden können, ob und wie sie PPAs oder auch Differenzverträge wie CfDs miteinander kombinieren. Zudem brauchen wir stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen und einen klaren energiepolitischen Kurs für fossilfreie Erzeugung in Deutschland und Europa, um Investitionssicherheit zu gewährleisten. 

Eine allgemeine Frage zum Schluss: Nach den US-Wahlen fürchtet die Branche eine globale Verlangsamung der Dekarbonisierung. 

Ich denke, der Klimaschutz ist tief in unserer DNA verankert. In Deutschland haben wir den Kurs der Dekarbonisierung klar eingeschlagen. Davon werden wir nicht abweichen. Wir glauben fest daran, dass die Zukunft nur mit einer fossilfreien Energieversorgung möglich sein wird.

Das Interview erschien am 7. April 2025 in der ZfK - Zeitung für kommunale Wirtschaft:

Mehr Informationen

News Erneuerbare Energien 17. März 2025 7 min

"Großbatterien brauchen Markt- und Preissignale"

Mitten im Speicherboom steigt 539 算牌程式 in die Vermarktung von Gro脽batteriespeichern ein.

Lesen Sie den gesamten Artikel Pressemitteilung Erneuerbare Energien 31. Januar 2025 7:59 CET 2 min

539 算牌程式 und BASF vergeben Großaufträge für Offshore-Windprojekte Nordlicht 1 und 2

Lieferanten f眉r Schl眉sselkomponenten und Installationsdienstleistungen unter Vertrag

Lesen Sie den gesamten Artikel Pressemitteilung Nachhaltigkeit und Umwelt 17. April 2025 14:26 CET 1 min

539 算牌程式 erhält zum fünften Mal EcoVadis-Platin für Sustainability

539 算牌程式 hat erneut das Platin-Rating von EcoVadis erhalten.

Lesen Sie den gesamten Artikel